© DAV-LU / Florian Wagner

Hochtour für Einsteiger

Eisausbildung am Piz Buin

14.07.2022

In der ersten Augustwoche führte unsere Hochtour für Einsteiger in das Gebiet der Silvretta in
Österreich. Los ging es für die sechs Teilnehmer und drei Teamer zu nachtschlafender Zeit in
Ludwigshafen an der Kletteranlage.

Mit wenigen Pausen fuhren wir über Stuttgart, Ulm, Bregenz
und die Silvretta-Hochalpenstraße auf die Bielerhöhe. Über einen breiten Hüttenweg erreichten wir
nach 1 1/2 Stunden das Quartier für die nächsten Tage: Die Wiesbadener Hütte auf ca. 2400m.
Schon jetzt wurden die Teilnehmer gefordert, denn die Tour des nächsten Tages musste noch
geplant werden. In regen Diskussionen wurden verschiedene Varianten und Routenoptionen
durchgesprochen, bis alle nach dem Abendessen todmüde ins Bett gefallen sind.

Silvrettahorn (3244m)
Die Wiesbadener Hütte ist eine der meist besuchten Alpenvereinshütten im Gebiet - und das
merkte man am nächsten Morgen. Mehrere Großgruppen machten sich an den Aufstieg auf den
Piz Buin (nicht nur wegen der Sonnencreme der beliebteste Berg in der Umgebung). Die
Wegstrecken zum Piz Buin und dem Silvrettahorn folgen bis auf ca. 2800m der gleichen Linie. So
liefen wir eingezwängt zwischen zwei 15 Personen Gruppen die ersten Höhenmeter. Trotzdem
stand die große Hürde noch bevor: Die meisten unserer Teilnehmer standen noch nicht wirklich auf
Steigeisen und mussten den ganzen Krams rund um Pickel, Gamaschen und die Eisen selbst erst
einmal sortieren und kennenlernen. Danach ging es direkt in einen ersten Steilaufschwung des
Gletschers. Die Tourenroute Richtung Piz Buin bog ab und man konnte die Ruhe der Natur
genießen. Nach einer kurzen Kletterei erreichten wir nach 4 1/2 Stunden den Gipfel auf 3244m.
Wieder am Gletscherrand angekommen nutzten wir die Zeit um auf verschiedene Geharten mit
Steigeisen aufmerksam zu machen und das Handling von Eisschrauben zu erklären. Nachdem die
Gruppe verschiedene Eisschrauben in die Steilflanke gedreht hatte (und wieder mitnahm) ging es
zügig Richtung Abendessen auf der Wiesbadener Hütte.

Eisausbildung
Die Gruppe beschloss, einen kompletten Ausbildungstag einzulegen und so stiegen wir über den
Pfad der Dreiländerspitze zum Vermutgletscher auf. Hier übten wir an einem Joch des Gletschers
alle Variationen der Spaltenbergung. Währenddessen wurde jeder Teilnehmer einmal tief in eine
Spalte auf dem Jamtalferner abgelassen. Ein Highlight für die ganze Gruppe: Das Blaueis
begeisterte und die Kälte verblüffte manche Teilnehmer! Auf dem Rückweg legten wir ein
Materialdepot am Rand des Gletschers an - vorausschauend für morgen.

Dreiländerspitze (3197m)
Nach einem kurzen Frühstück vor (!) der eigentlichen Frühstückszeit ging es den selben Pfad wie
am Vortag nach oben: hoch Richtung Vermuntgletscher, bis zum Materiallager. Am Ausbildungstag
entschieden wir uns für diese Tour und gegen den Piz Buin, da dort Menschenmassen von über
100 Personen erwartet wurden. Auch bei unserem Ziel - der Dreiländerspitze - merkte man den
Andrang. Mit unserer Gruppe (9 Personen) stiegen noch ca. 20 andere Bergsteiger auf den knapp
3200m hohen Berg. Den Gipfel erreichten wir nach drei Stunden und verweilten nur kurz, um den
weitern Tag noch nutzen zu können. Nachdem wir auf unserem Abstieg wieder den
Vermutgletscher erreichten, übten wir an einem steilen, 15m tiefen Windcol die Spaltenbergung:
Dieses Mal durften die Teilnehmer sogar Eisschrauben setzen - wo hingegen sie am Vortag noch
mehrere T-Anker schaufeln mussten. Nach vielen Stürzen in das Windcol stiegen wir zu unser
Unterkunft herab und genossen den letzten Abend bei vielen Gesprächen über Touren,
Ausbildung, und Material.
Am letzen Tag wanderten wir zurück zum Silvretta-Stausee. Auf diesem Weg nutzten wir die Zeit
und übten verschiedene Tragetechniken und sprachen das Thema Erste Hilfe durch.
Nach einer Feedbackrunde, bei Blick auf den See, traten wir die Heimfahrt an und erreichten
Ludwigshafen pünktlich zur Pizzazeit. So ließen wir die vergangenen Tage bei leckerem Essen
nochmal Revue passieren und freuen uns schon jetzt auf das nächste Mal.

von Florian Wagner